Die Schweiz als Daten-Hub
Die Schweiz ist nicht nur für ihre atemberaubenden Berge, präzisen Uhren und erstklassige Schokolade bekannt – sie ist auch ein Schwergewicht in Sachen Daten. Im Herzen Europas gelegen, hat sich dieses kleine, aber wirtschaftlich mächtige Land zu einem erstklassigen Standort für Rechenzentren entwickelt und zieht sowohl globale Technologieriesen als auch spezialisierte lokale Anbieter an.
Warum? Sicherheit, Neutralität und eine robuste Infrastruktur. In den letzten zwei Jahrzehnten, parallel zum rasanten Wachstum der digitalen Wirtschaft, hat sich der Schweizer Datenmarkt entsprechend vergrössert. Der Aufstieg des Cloud-Computings, steigende regulatorische Anforderungen und die strategische Lage des Landes haben es zu einem Zufluchtsort für Branchen wie Banken, Pharmazeutik und Regierungsbehörden gemacht – Bereiche, in denen Datenschutz nicht nur ein Vorteil, sondern eine Notwendigkeit ist.
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Laut Branchenberichten wird die Grösse des Schweizer Rechenzentrumsmarktes im Jahr 2025 auf 578,3 MW geschätzt und soll bis 2030 auf 700,6 MW anwachsen, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3,91 %. Die Grösse von Datacentern wird generell in MW gemessen (Megawatt), die in Datacentern zur Verfügung gestellt werden können, eine verlässliche Bewertung, um die Grösse des Sektors einzuschätzen.
Mit weit über 150.000 Quadratmetern Colocation-Fläche zählt die Schweiz zu den grössten Rechenzentrumsmärkten Europas und festigt damit ihre Position als Schlüsselakteur in der globalen digitalen Infrastruktur.
Doch finden in einem Markt, der von den “Grossen” dominiert wird, auch kleinere Akteure ihren Platz? Dieser Artikel beleuchtet die sich entwickelnde Landschaft, wer die treibenden Kräfte sind und was die Zukunft in diesem zunehmend wettbewerbsintensiven Bereich bereithält.
Die Entwicklung des Schweizer Rechenzentrumsmarktes
Die Reise der Schweiz als Daten-Hub begann mit einem einfachen Prinzip: Sicherheit. In den Anfangstagen waren Rechenzentren klein, unauffällig und für Kunden aus dem Bankensektor und Regierungsbehörden konzipiert – Branchen, in denen Vertraulichkeit unverzichtbar ist. Diese Einrichtungen priorisierten hohe Sicherheit über Skalierbarkeit und spiegelten damit den breiteren Ruf des Landes für Neutralität und Stabilität wider.
Dann kamen die 2000er Jahre und mit ihnen eine digitale Revolution. Cloud-Computing fing gerade an zu boomen, der globale Datenverbrauch schoss in die Höhe, und die Schweiz fand sich im Zentrum einer sich wandelnden Landschaft wieder. Internationale IT-Firmen und Dienstleister wurden auf die Schweiz aufmerksam. Hyperscaler wie Amazon, Microsoft und Google betraten den Markt, schlossen sich mit Telekommunikationsanbietern wie Swisscom und Sunrise sowie spezialisierten Rechenzentrumsbetreibern zusammen, die Branchen mit hoher Nachfrage bedienten.
Was treibt diesen Boom an? Das starke regulatorische Rahmenwerk der Schweiz, einschliesslich der GDPR-Konformität und strenger lokaler Datenschutzgesetze, macht sie zu einem sicheren Hafen für sensible Daten. Auch Nachhaltigkeit spielt eine Rolle – viele Zentren nutzen inzwischen Wasserkraft sowie die Klimaverhältnisse zur Kühlung, um die Energieeffizienz zu steigern. Gleichzeitig florieren Disaster-Recovery-Services in sicheren, unterirdischen Einrichtungen, tief in den Schweizer Bergen verborgen. Und mit Zürich und Genf als globalen Geschäftszentren mit internationalen Flughäfen ist die Konnektivität der Schweiz unübertroffen.
Von Nischen-Sicherheitsfestungen bis hin zu einer globalen digitalen Macht entwickelt sich der Schweizer Rechenzentrumsmarkt rasant weiter – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Wo befinden sich die Rechenzentren?
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Die Rechenzentren der Schweiz sind strategisch über drei Hauptstandorte verteilt, die jeweils unterschiedliche Vorteile – und Herausforderungen – bieten.
Erstens die großen Stadtzentren: Zürich, Genf, Basel, Bern und Lausanne. Diese urbanen Knotenpunkte sind erstklassige Standorte für Rechenzentren, da sie in unmittelbarer Nähe zu Finanzinstituten, multinationalen Konzernen und Regierungsbehörden liegen, die schnellen und sicheren Zugriff auf ihre Daten benötigen. Der Nachteil? Extrem hohe Immobilienkosten und Bedenken hinsichtlich des Energieverbrauchs, da energiehungrige Einrichtungen in dicht besiedelten Gebieten um Ressourcen konkurrieren.
Jenseits der Stadtgrenzen sind das Schweizer Mittelland und umliegende kleinere Städte zu einer attraktiven Alternative geworden. Mit mehr Platz, niedrigeren Betriebskosten und leichterem Zugang zu nachhaltigen Energiequellen sind diese Standorte ideal für Expansionen. Allerdings bringen sie eine entscheidende Voraussetzung mit sich: eine robuste Konnektivitätsinfrastruktur, um einen nahtlosen Datentransfer zu gewährleisten.
Dann gibt es die sichersten Standorte überhaupt: unterirdische alpine und hochalpine Bunker – einst militärische Festungen, jetzt umfunktioniert zu einigen der am stärksten gesicherten Rechenzentren der Welt. Diese Einrichtungen bieten unvergleichliche Sicherheit, natürlich kühle Temperaturen, die den Energieverbrauch senken, und Schutz vor natürlichen und von Menschen verursachten Bedrohungen. Doch während sie Widerstandsfähigkeit versprechen, sind sie teuer im Bau und Unterhalt und in ihrer Skalierbarkeit begrenzt.
Von pulsierenden Finanzdistrikten bis hin zu abgelegenen Bergfestungen beweisen die Rechenzentren der Schweiz, dass Standort alles ist – Location, Location, Location!
Schlüsselakteure im Markt
Der Schweizer Rechenzentrumsmarkt ist eine dynamische Mischung aus globalen Giganten, nationalen Telekommunikationsanbietern und spezialisierten Akteuren, die jeweils eine klar definierte Rolle in der Branche spielen.
An vorderster Front stehen die globalen Hyperscaler – Amazon AWS, Microsoft Azure und Google Cloud –, die ihre Schweizer Operationen kontinuierlich erweitern, um der steigenden Nachfrage nach Cloud-Computing und Datenspeicherung gerecht zu werden. Ihre Präsenz festigt den Status der Schweiz als kritischen europäischen Technologieknotenpunkt.
Unterdessen nutzen Schweizer Telekommunikationsanbieter wie Swisscom, Sunrise und Green.ch ihre umfangreiche Infrastruktur, um Cloud- und Colocation-Services anzubieten, die sowohl Unternehmen als auch Regierungsbehörden bedienen.
Für Unternehmen, die Sicherheit priorisieren, betreiben Nischenanbieter wie Safe Host und Deltalis hochsichere unterirdische Rechenzentren und bieten einen hohen Schutz.
Schliesslich bedienen Colocation-Anbieter wie Equinix, Interxion und Digital Realty Unternehmen, die dedizierten Datenraum benötigen, ohne ganze Einrichtungen zu verwalten. Gemeinsam gestalten diese Akteure das sich entwickelnde Datenökosystem der Schweiz und balancieren dabei Skalierbarkeit, Sicherheit und Konnektivität.
Zukünftiger Ausblick – Was kommt als Nächstes?

Der Schweizer Rechenzentrumsmarkt wächst nicht nur – er entwickelt sich in beispiellosem Tempo weiter. Der Anstieg von KI, Cloud-Computing und Big-Data-Analytik treibt die Nachfrage nach mehr Speicherplatz, schnelleren Verarbeitungsmöglichkeiten und grösserer Skalierbarkeit voran. Während Unternehmen ihre digitale Transformation fortsetzen, müssen Rechenzentren expandieren und sich anpassen, um diesen steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Gleichzeitig treiben die zunehmende Smartphone-Nutzung und steigende App-Downloads das Marktwachstum weiter an. Die Internetdurchdringung stieg von 89 % im Jahr 2016 auf 96 % im Jahr 2021, und die Zahl der Smartphone-Nutzer nahm im gleichen Zeitraum von 6,9 Millionen auf 7,9 Millionen zu. Prognosen zufolge wird die Anzahl der Smartphone-Nutzer bis 2029 auf 9 Millionen ansteigen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 1,6 %. Dies erhöht die Nachfrage nach Cloud-Speicher und Datendiensten. Gleichzeitig nimmt die Schweizer Bevölkerung stetig zu. Mittlerweile liegt sie bei über 9 Millionen und die Durchbrechung der 10 Millionen-Grenze ist nur eine Frage von 2-3 Jahren.
Damit wird Nachhaltigkeit zur obersten Priorität. Mit dem steigenden Druck, den CO₂-Fussabdruck zu reduzieren, erkunden Betreiber innovative Lösungen wie Flüssigkeitskühlung, Luftkühlung in den Alpen, Voralpen und dem Jura sowie mit erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft. Energieeffiziente Betriebsweisen sind nicht länger ein Wettbewerbsvorteil – sie werden zur Notwendigkeit.
Regulatorische Änderungen zeichnen sich ebenfalls ab. Da Schweizer und EU-Gesetze die Datenschutz- und Souveränitätsregeln verschärfen, könnten Unternehmen mit höheren Compliance-Kosten und Einschränkungen beim grenzüberschreitenden Datenfluss konfrontiert werden. Dies könnte die Rolle der Schweiz als sicheres Datenzentrum weiter stärken, aber auch kleinere Akteure herausfordern, die Mühe haben, Schritt zu halten.
Apropos kleinere Akteure: Eine Marktkonsolidierung ist wahrscheinlich. Während Hyperscaler und Telekommunikationsriesen expandieren, könnten Nischenanbieter übernommen werden - oder diese spezialisieren sich noch stärker. In den kommenden Jahren wird der Schweizer Rechenzentrumsmarkt durch Innovation, Regulierung und einen anhaltenden Kampf um die Vorherrschaft geprägt sein.
Gibt es noch Platz für kleinere Anbieter?
Der Schweizer Rechenzentrumsmarkt wird von globalen Giganten und Telekommunikationsriesen dominiert, aber bedeutet das, dass kleinere Anbieter keine Chance mehr haben? Nicht unbedingt – obwohl der Weg mit Stolpersteinen gepflastert ist.
Die Hindernisse sind beträchtlich. Der Bau und Betrieb eines Rechenzentrums erfordert enorme Anfangsinvestitionen, während die Einhaltung von Schweizer und EU-Vorschriften die Komplexität erhöht. Der Wettbewerb ist hart, da Hyperscaler umfangreiche Ressourcen im grossen Stil zur Verfügung haben.
Dennoch bleiben Chancen für diejenigen, die eine Nische finden können. Hochsichere Speicherlösungen für Branchen wie Banken, Pharmazeutik und Regierung bieten einen einzigartigen Mehrwert. Nachhaltigkeitsorientierte Zentren – insbesondere CO₂-neutrale Betriebe – gewinnen ebenfalls an Bedeutung und sprechen Unternehmen mit grünen Initiativen an.
Darüber hinaus können kleinere Anbieter regionale Märkte bedienen, massgeschneiderte Lösungen für KMU in bestimmten Kantonen oder strategisch gelegenen Standorten wie dem Tessin in der Nähe der italienischen Grenze anbieten. Hybride Modelle, bei denen kleinere Firmen mit grösseren Anbietern für Colocation-Services zusammenarbeiten, können ebenfalls Raum für Wachstum schaffen. Obwohl der Wettbewerb intensiv ist, könnten Innovation und Spezialisierung der Schlüssel zum Wachsen und Überleben sein.
Lohnt sich der Einstieg in den Markt?
Der Schweizer Rechenzentrumsmarkt floriert, ist aber hart umkämpft. Während globale Giganten den Ton angeben, können kleinere Anbieter dennoch durch Spezialisierung auf Sicherheit, Nachhaltigkeit oder regionale Dienstleistungen ihren Platz finden. Der Erfolg hängt von Innovation und Differenzierung ab – diejenigen, die die Stärken der Schweiz nutzen, können in diesem sich entwickelnden digitalen Umfeld Chancen finden und diese auch gewinnbringend nutzen.